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MASTOID
Unübersichtliche, evtl. infizierte Radikalhöhle
Eine Ohrradikalhöhle kann durch Narben-
bildung im Eingangsbereich oder durch
Knochenneubildung (vor allem nach Opera-
tionen im Kindesalter) im Laufe von Mona-
ten oder auch nach Jahren unübersichtlich
werden. Dadurch ist es für den HNO-Arzt oft
unmöglich, vom Eingang des Gehörgangs aus
alle Winkel dieser Höhle für die Säuberung
zu überblicken und angesammelten Haut-
schuppen und Ohrenschmalz selbst mit Hilfe
einer 30°Winkeloptik zu entfernen.
Manchmal ist auch die Nichtbeachtung einiger Grundsätze bei der
Anlage einer Radikalhöhle im Rahmen einer Cholesteatomoperation
(s. Seite 50) durch den Operateur Ursache für diesen Befund.
Das Ergebnis sind immer wiederkehrende Entzündungen in der
Mastoid höhle, z. T. verbunden mit übel riechenden Absonderungen
und Termine beim HNO-Arzt in nicht zumutbaren kurzen Zeitabstän-
den.
Selbst wenn diese Nachteile nicht vorhanden sind und eine Höhle
übersichtlich und trocken ist, kann die individuelle Lebensqualität
eingeschränkt sein: der Kontakt mit Wasser ist ohne ausreichenden
Schutz (z. B. beim Duschen oder Schwimmen) wegen der Gefahr von
Schwindel nicht erlaubt. Er tritt besonders intensiv auf, wenn kaltes
Wasser bzw. kalte Luft in die Höhle eindringt. Das Gleichgewichtsor-
gan (Bogengänge des Labyrinths) liegt ja nicht mehr hinter der schüt-
zenden und isolierenden Gehörgangswand. Daher sollten auch eine
Spülung und vor allem das Absaugen einer Höhle durch den HNO-Arzt
möglichst unterbleiben.
Außerdem ist eine regelmäßige Pege mit Ohrtropfen („Ohrbad“)
häug unerlässlich (siehe Seite 50 „Tympanoplastik mit Cholesteatom-
entfernung“). Zur Behebung dieser Nachteile und Einschränkungen
ist eine Operation möglich und nach vielen erfolgreich verlaufenden
Fällen heute von uns zu empfehlen.
Unübersichtliche
Ohr-Radikalhöhle